Good bye, Komakind,
es gibt kein Wiedersehn.
Dein Leben hat Dich umgebracht,
ich möchte das verstehn.
Deine Geschwister starben früh,
sie wurden abgetrieben.
Du musstest wachsen, wo sie litten,
bist knapp verschont geblieben.
Dein Dasein war von Anfang an
im Schatten ihres Leids.
Du wusstest nicht, Du ahntest wohl –
Trost schenkte Dir der Alkohol.
Die Mutter blieb Dir seltsam fern,
die Liebe war wie Glas –
so kalt, zerbrechlich, ohne Halt –
Euch beiden fehlte was.
Dein Vater war nur Dein Erzeuger,
Du hast ihn kaum gesehn
und Deine Tränen in der Kita,
wer konnte sie verstehn.
Du suchtest Sinn in Deinem Leben –
die Freunde waren da.
Sie rauchten, tranken, kifften, drückten
und dann war alles klar.
Bald kam der Tag, der große Frust,
die erste Nacht vorbei.
Sie wollte Sex, Du suchtest Nähe –
wer hörte Deinen Schrei?
Für Gott, Gebet, Kirche und Glauben
hörtest Du Spott und Hohn:
„Das ist doch was für alte Leute,
da hast Du nichts davon.“
Das Nichts, es lockte, immer mehr,
denn Du warst sehr allein.
Die Flasche kreiste, keine Schmerzen,
nie mehr so einsam sein.
Good bye, Komakind,
nun stirbst Du viel zu früh.
Deine Geschwister werden da sein
bei Gott, denn Der liebt sie.
Good bye, Komakind,
wir machen weiter so.
Denn in den Spiegel rein zu schauen
flieht der, der immer floh.
Angelika Pokropp-Hippen 11.4.2009